In der heutigen Zeit ist es offensichtlich keine Schwierigkeit schnell unter großen Erfolgsdruck zu geraten, vor allem unter selbstgemachten. Hochgesteckte Ziele, unverhältnismäßige Ansprüche und unrealistische Vorstellungen vom bis dato noch Unerreichten genügen, um Selbstzweifel und Zukunftssorgen wirkungsvoll auf den Plan zu rufen.
Immer häufiger erlebe ich, dass Menschen oft schon nach kurzen Zeiträumen beginnen ganz grundlegend an sich und ihren Fähigkeiten zu zweifeln, weil sie ihr persönliches „Soll“ noch nicht erreicht haben. Manche überlegen sogar auszusteigen und endgültig das Handtuch zu werfen, weil sie befürchten, vielleicht nicht dort anzukommen, wo sie hinwollen.
Dabei liegt es in den allermeisten Fällen überhaupt nicht an ihnen, beziehungsweise an dem, was sie an Voraussetzungen, Potential und Können mitbringen. Das Einzige, das ihnen genau betrachtet fehlt, ist eine realistische Einschätzung des Weges, der vor ihnen liegt, und ein großes Maß an Beharrlichkeit. Damit meine ich ein gewisses Durchhaltevermögen, ein kontinuierliches wie verlässliches Engagement für die ehrgeizigen Ziele. Oder anders gesagt: es hapert an der Fähigkeit, den eigenen Weg selbstbestimmt und konsequent fortzusetzen, auch dann, wenn begeisterte Reaktionen und Erfolge im Außen (noch) ausbleiben.
Ich habe Klienten gehabt, die beinahe alles hingeschmissen hätten und zum alten Leben zurückgekehrt wären ( wieder in ein Anstellungsverhältnis gewechselt wären, wieder zu rauchen begonnen hätten, sich wieder auf Tinder angemeldet hätten, das Buchprojekt verworfen hätten, den Kinderwunsch aufgegeben, das Sabbatical gecancelt hätten), wenn sie in der gemeinsamen Arbeit nicht erkannt hätten, dass ihnen überhaupt nichts fehlt außer etwas Beharrlichkeit, Realismus und vor allem: einen ungetrübten Glauben an sich selbst.
Es ist kein Drama, wenn Dinge sich länger hinziehen, schwieriger gestalten, Probleme und Fragen aufwerfen. Es kann passieren, dass wichtige Meilensteile nicht mühelos erreicht werden, viel mehr Engagement, Kraft und Nerven beansprucht werden. Es ist nicht außergewöhnlich, sondern das, was häufig passiert, wenn man sich auf einen ehrgeizigen Weg begibt. Das Leben entwickelt eine eigene Dynamik, und ein optimaler Weg damit umzugehen ist, ist sich immer wieder flexibel darauf einzustellen. Es funktioniert nicht wie geplant, nicht so schnell, wie erhofft… na und? Das ist nicht ungewöhnlich. Erfolg stellt sich häufig erst ein, nachdem wir gelernt haben, mit verschiedenen Misserfolgen umzugehen.
Rückschläge und Widrigkeiten sollten und dürfen in meinen Augen nicht die Kraft haben den Glauben an selbstbestimmte Visionen und Vorhaben, das eigene Talent und Können, innerhalb kurzer Zeit zu zerstören. Vielmehr gilt es einen realistischen Blick zu entwickeln und sich ein ausreichend dickes Fell für die Tage zuzulegen, die sich nicht auf dem Silbertablett entfalten. Meine erfolgreichsten Klienten sind jene, die ihren Weg fortgesetzt und To Do’s umgesetzt haben, auch wenn sie mit Widrigkeiten und Widerständen zu kämpfen hatten. Sie haben den Glauben an sich selbst nicht aufgegeben, sondern lieber ihr Selbstvertrauen und ihre Widerstandsfähigkeit beharrlich gestärkt als angesichts der aufkommenden Herausforderungen klein beizugeben.
Darum: Unterschätzen Sie sich bitte nicht, wenn es darum geht, zu erreichen, was Sie wollen – vor allem langfristig! Einen langen Atem gibt es nicht, nur mehrere Atemzüge, die immer wieder genommen werden müssen. Vertrauensvoll. Tief. Selbstbewusst.