Klarheit – dieses Wort fällt im Coaching häufig. Klarheit, endlich! Kaum jemand wünscht sie sich nicht. “Doch wie erreicht man diesen Zustand: wie erlange ich Klarheit?” Das werde ich immer wieder gefragt.
Ich frage an dieser Stelle gerne zurück: “Was verstehen Sie denn unter Klarheit?” Klarheit ist am Anfang oft nur eine leere Worthülse für eine diffuse Absicht. Klarheit kann doch so Verschiedenes, so Vieles bedeuten: zum Beispiel die Erkenntnis, woran man ist und wie sich etwas entwickelt, oder eine Entscheidung zu treffen, oder zu wissen, welche Schritte in Zukunft anstehen.
Was bedeutet Klarheit für dich? Willst du Entscheidungen treffen, willst du Dinge regeln, strukturieren, willst du bewusst wahrnehmen, erkennen…? Was willst du, wenn du sagst „Ich will Klarheit.“?
Es kann auch hilfreich sein, sich aufmerksam die Frage zu stellen, was denn nicht klar ist – akut oder schon länger. Vielen Menschen ist, wenn Sie von Klarheit sprechen, oft noch gar nicht bewusst, was überhaupt unklar ist: Absprachen, Regeln, Verhalten, Wünsche, Erwartungen, Bedürfnisse, Visionen, Gefühle, Finanzen…
Dabei ist näher, ganz genau und sorgfältig betrachtet, das, was wir persönlich in einer bestimmten Situation als unklar bezeichnen oder wahrnehmen, im Grunde doch klar. Ein Gefühl, ein Bedürfnis, eine Sachlage ist da… ganz klar. Nur haben wir es bis dato meist (noch) nicht so wahrgenommen, nicht so gesehen, mit voller Aufmerksamkeit und Bewusstheit. Eine Methode, um Klarheit zu gewinnen, kann also sein, sich dem gefühlt Unklaren zuzuwenden, es wahrzunehmen und zu be-achten. Durch diese achtsame Form der Auseinandersetzung kann es zu neuen Einsichten und Erfahrungen kommen, die persönlich wieder ein Gefühl der Klarheit vermitteln.
Komplexität wird auch gerne verwechselt mit Unklarheit. Verschiedene Bedürfnisse zu haben, über mehr als eine Handlungsoption zu verfügen oder sich im Bezug auf etwas nicht sicher zu sein, bedeutet nicht, komplett im Unklaren zu sein. Es bedeutet oft nur, den nächsten Handlungsschritt noch nicht für sich formuliert zu haben. In dem Fall steht irgendwann eine Entscheidung an.
Unklarheit deutet oft darauf hin, dass noch keine gründliche, selbstverantwortliche Auseinandersetzung (mit sich selbst oder der Umwelt) stattgefunden hat. Manchmal ist Unklarheit ein Mindfuck, manchmal ein willkommener Puffer und Grund. Unklarheit kann schützen: vor Entscheidungen, vor Positionen, Worten, Blicken, Wegen – KLAREN.
Klarheit kann also auch Angst machen. Dir und anderen. Gleichzeitig ist sie notwendig für eine bewusste und selbstbestimmte Lebensgestaltung.
………..
Warum ist Klarheit für dich wichtig?
Inwiefern willst du klar sein?
Wo solltest du klar sein?
Wie klar kannst du sein?
Wie kannst du sie herstellen?
Was wäre ein mutiger Anfang?
………..
(Un-)Klarheit ist die Vorstufe zur Handlung.