Unangestrengt durch die Veränderung – das wünschen sich viele. Veränderung – egal ob im Job oder privat – soll bitte entspannt gehen, in verträglichen Dosen und Tempi daherkommen, und wenn es irgendwie geht auch noch einen hippen Lebensstil ausstrahlen. Veränderung soll Spaß machen und die persönlichen Reserven nicht allzu sehr angreifen. Davon sind offensichtlich auch eine Menge von Coachs überzeugt, sie werben zumindest gerne damit. Ein bisschen Arbeit an Mindset und Selbstwert, und schon sind erfüllte Visionen von Liebe, Erfolg und Glück nicht mehr weit. Natürlich geht es nicht ohne ein paar „Learnings“, aber mit ein paar Hacks, Tricks und Kniffen steht ruckzuck ein neues Leben parat und der Übergang gelingt smooth. All das wird häufig und gerne suggeriert. Psycho-Wellness liegt im Trend.
Ist Veränderung wirklich so leicht?
Ich glaube nicht. Ich meine, persönliches Wachstum und (Weiter-)Entwicklung gehen tief und verlangen allen, die eine ernsthafte Veränderung wollen, Beträchtliches ab. Es braucht sehr viel mehr als nur ein bisschen Mut, Aufmerksamkeit und Übung des Ungewohnten, des Neuen.
Das A und O ist die Bereitschaft zur Selbstreflektion. Ganz egal, ob Sie sich, Ihre Beziehung oder Ihr unternehmerisches Wirken einem Wandel unterziehen wollen: es geht nicht ohne in Frage-Stellung, ohne Ungewissheiten, Unsicherheiten, Fragen und Krisen. Es braucht Bewusstheit und Klarheit auf vielen Ebenen.
Veränderung erfordert, Dinge zu tun und zu denken, die aufgrund gewisser (Selbst-)Zensuren bis dato noch im Bereich des Unmöglichen und Unvorstellbaren lagen. Veränderung bedeutet Grenzen mithilfe bestimmter Stimuli beharrlich zu überwinden.
Wer sich verändert, wird anders.
Wenn Sie sich verändern, unternehmen Sie in der Regel etwas, das Sie noch niemals zuvor getan haben. Sie wagen sich vor in einen unbekannten, unvertrauten Bereich. Sie sind gefordert, Gedanken, Emotionen und Handlungen anders als bisher zu steuern. Sie konfrontieren sich mit neuen Erfahrungen, laufen Gefahr, Fehler zu machen, daneben zu liegen, zu scheitern. Es kann notwendig werden, sich von Früherem radikal abzuwenden, Beziehungen aufzugeben, Schlussstriche unter Gewohnheiten zu ziehen. Vielleicht müssen Sie Ihren letzten Cent hergeben, alles auf eine Karte setzen und Ideen folgen, deren Ausgang Sie nicht kennen und abschätzen können.
Veränderung kann also unendlich viel „kosten“, mühsames (Um-)Lernen bedeuten.
Wer sich und anderen vorgaukelt, Veränderung sei ein Leichtes, hat wesentliche Bereiche seines Lebens möglicherweise noch gar nicht richtig angepackt.
Was war die größte Veränderung, die Sie in Ihrem Leben erreicht haben?
Wieviel Zeit, Kraft, Nerven und Ressourcen haben Sie aktiviert, um sie zu erreichen?
Welche Veränderungen wünschen Sie sich für Ihr zukünftiges Leben?
Was würde Ihnen helfen, die damit verbundene Anstrengung auf sich zu nehmen?
In welchem Bereich scheuen Sie Veränderungen, weil sie wissen, dass sie eine Menge Arbeit bedeuten?