Manchmal schränken sich Menschen in ihrer Lebensgestaltung, in ihren Gefühlsausdrücken und in der Kommunikation erstaunlich ein, um anderen Menschen eine (eventuell) unangenehme Erfahrung zu ersparen.
– Eine erwachsene Frau traut sich nicht, ihren Eltern zu sagen, dass sie diese in Zukunft etwas weniger besuchen wird, weil sie sich mehr um ihre eigene, kleine Familie kümmern möchte.
– Ein angehender Schauspieler tut sich schwer damit, bestimmten Rollen richtig Leben einzuhauchen, aus Angst, seine Schauspielkollegen damit zu überfordern.
– Ein Projektmanager hält eine geniale Idee zurück, um nicht zum Überflieger zu werden und im Kreis der übrigen Projektmanager nicht zu sehr aufzufallen.
Kritische Kommentare und persönliche Meinungen werden hinter dem Berg gehalten, um „den Rahmen nicht zu sprengen“.
Gibt es in Ihrem Leben Bereiche, wo Sie sich zurückhalten, obwohl sie anders „könnten“? Freier, mutiger, ehrlicher? Falls ja: Warum leben Sie nicht nach Ihrer Wahrheit? Wovor fürchten Sie sich? Ist es die Reaktion des Gegenübers? Ist es das Gefühl, gegen ein ungeschriebenes Gesetz zu verstoßen? Die Angst, respektlos oder undankbar zu wirken?
Ist Ihnen klar, welche Chancen Sie sich – und im übrigen auch Ihren Mitmenschen – nehmen, wenn Sie sich selbst „nullifizieren“? Ist Ihnen bewusst, wie stark sie selbst in dem Moment Ihre Entwicklung einbremsen und sich selbst sabotieren? Wenn Sie sich verstellen, bleiben Sie hinter Ihren Möglichkeiten zurück. Doch nicht nur Sie, auch Ihre Mitmenschen werden sich vermutlich nicht dazu herausgefordert und ermutigt fühlen, in eine veränderte Haltung zu kommen und etwas Neues auszuprobieren, wenn Sie im allgemein verträglichen, gewohnten Terrain bleiben.
Wenn Sie sich nicht trauen, mit Ihrem wahren, vollen Sein zu agieren, erschweren Sie es indirekt auch Ihren Mitmenschen. Verdeutlichen Sie sich doch mal, was Ihre Mitmenschen möglicherweise lernen könnten, wenn Sie aufhören würden, falsche oder übertriebene Rücksicht zu nehmen.
Vielleicht muten Sie sich in Wirklichkeit auch nichts zu, weil Sie sich selbst vor einer Erfahrung schützen möchten, mit der Sie nicht vertraut sind. Vielleicht sorgen Sie sich insgeheim weniger um Ihr Gegenüber als vielmehr um sich selbst. Vielleicht hegen Sie Zweifel, die neue Situation eventuell selbst nicht mehr handeln und steuern zu können, wenn Sie sich anders als bisher verhalten. Sie können schließlich nicht im Vorfeld wissen, wie ihr Umfeld reagieren wird.
Doch sind dies gute Gründe, um etwas von sich zurückzuhalten und anderen etwas „vorzumachen“?
Hören Sie auf, sich über die Maßen zu kontrollieren. Erlauben Sie sich neue Seiten. Führen Sie Ihr Leben, und räumen Sie Ihren Mitmenschen die Möglichkeit ein, einen neuen Umgang – mit Ihnen, der Situation und sich – zu finden.
Souveräne Menschen sind keine Zumutung.