WO SIND DENN MEINE SCHATTENSEITEN
Das Leben besteht aus Licht und Schatten, und ebenso verhält es sich auch mit unseren persönlichen Eigenschaften. Wir besitzen leuchtende, strahlende Seiten und faszinierende Facetten, die wir gut kennen und die wir und auch andere gerne mögen. Und gleichzeitig gibt es Wesenszüge und Eigenheiten, die uns nicht oder nicht im vollen Ausmaß bewusst sind, oder die wir verdrängen, weil wir sie ablehnen und nicht mögen. Viele Menschen treffen deswegen die Wahl, sich nicht mit ihnen zu beschäftigen oder so zu tun, als hätten sie keine Schattenseiten. Sie gestalten ihr Leben so, dass sie damit so wenig wie möglich in Berührung kommen. Dass Menschen nicht bereit sind, sich ihren Schattenseiten zu stellen, zeigt sich zum Beispiel oft daran, wenn
> Kritik an der eigenen Person per se unerwünscht ist oder nicht gestattet wird,
> Jobs gewechselt, Freundschaften beendet, Familienbeziehungen schleifen gelassen werden, sobald es Konflikte gibt,
> ein ruhiger Austausch zu bestimmten Themen nicht möglich ist,
> die eigene Lebenssituation oder selbstschädigende Verhaltensweisen beschönigt oder verharmlost werden,
> stets äußere Gründe oder andere Menschen für eigenes Fehlverhalten verantwortlich gemacht werden,
> jeder selbstkritische Blick fehlt.

Dieser Weg ist nicht ungefährlich. Es kann sein, dass sich bestimmte Probleme irgendwann nicht mehr unter den Teppich kehren lassen und sich so auftürmen, dass ein Darüberhinwegsteigen irgendwann nicht mehr möglich ist. Oder es kann passieren, dass andere nicht mehr bereit sind, den Wellenritt mitzumachen und als Projektionsfläche nicht mehr zur Verfügung stehen.
In solchen Momenten haben wir die Möglichkeit, weiter vor uns wegzulaufen und Verantwortung abzuschieben. Die Folge: wir fühlen uns gut, im Recht und haben das Leben unter Kontrolle – oberflächlich, wohl gemerkt. Darunter liegen oft Gefühle von Wut, Einsamkeit und Traurigkeit.
Die Alternative ist: Wir werfen einen mutigen Blick auf unsere Schattenseiten. Wir stellen uns den Konflikten und Situationen, in denen wir Dinge denken, sagen oder tun, die wir bisher nicht wahrhaben und deswegen auch nicht sehen wollten. Wir fragen nach dem eigenen Anteil in Konflikten. Wir fragen uns, was das, was wir an anderen kritisieren, verurteilen oder ablehnen, mit uns selbst zu tun hat, und was es über uns selbst sagt. Ehrlich. Selbstkritisch. Mutig.
Dieser Blick auf sich selbst kann Erstaunliches zutage führen. Denn auch, wenn wir die Schuld oder die Fehler für bestimmte Probleme ganz klar bei anderen sehen, kann es sein, dass wir selbst auch irgendeinen Beitrag geleistet haben. Wenn ich Kränkung erfahre, ist zum Beispiel die Frage, wie ich mich selbst sehe, inwieweit ich es zulasse, dass kränkende Äußerungen mich und meine Stimmung beeinflussen, und wie ich mit ihnen und den Menschen umgehe, die sie aussprechen.
Das Bewusstwerden unserer Schatten – die Erkenntnis unserer eigenen ungelösten, nicht integrierten, ungelebten Seiten – bringt uns also in die Eigenverantwortung.
Vielen Menschen macht dieser Weg Angst. Er lohnt sich jedoch. Er lässt uns persönlich wachsen, uns befreiter, unbeschwerter und gesünder leben. Wir können uns selbst nahe sein und mit den Schatten anderer besser umgehen und uns abgrenzen lernen.
Das ist auch für unsere Mitmenschen, z.B. für Teams und Familien, gut. Wir tragen eigene Themen nicht weiter und schützen nicht nur uns selbst, sondern auch andere vor unheilvollen Entwicklungen.
Darum: durchwandere deinen Schatten. Finde deinen Weg mit ihm.
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